Neuschnee – Crossover Kammermusik aus Wien.
Die treibende Kraft ihrer Musik sind die Stimme und unbestechlich ehrliche Poesie Hans Wagners, eingebettet in die Klang- und Ausdruckskraft eines kunstvoll arrangierten Streichquartetts. Während das Quartett musikalisch führt, gesellen sich ein sensibel bis druckvoll eingesetztes Schlagzeug, BassSynth und elektronische Klänge dazu – stets dienend, um den Worten ein musikalisches Gewand zu leihen. Die musikalischen Einflüsse der Band reichen von der Renaissancemusik bis zum Grunge-Rock und so spannen auch ihre Lieder einen weiten Bogen von kunstsinnig bis roh, zerbrechlich bis ungestüm-wild. Ihre Konzerte überzeugen durch eine große Bandbreite aus zarten und wilden Momenten, die mal überraschen, mal provozieren, und mal auch einfach nur schön sind.
Das Album „Schneckenkönig“ ist ein wundersames Popmärchen und eine Metapher für den Um- und Aufbruch im Leben eines Menschen. Es beschreibt die Reise eines rastlosen Königs durch sein aus dem Gleichgewicht geratenes Reich. Sie beginnt im irdischen „Hotel zum Paradies“ in einem der kleinen Zimmer mit großer Aussicht und endet in den großen Weiten des Universums. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, ob „nicht Sinn sondern Bewegung über allem thront“, trifft er unterwegs auf andere rastlose Gestalten, deren Geschichen ihm neue Hoffnung geben.
Dort, wo diese Geschichten auf die Musik von Neuschnee treffen, verschmelzen auf „Schneckenkönig“ Text und Musik, Inhalt und Form zu einer Synthese, die einen Schritt über die traditionell eng geschnürten Grenzen des Popsong-Formats hinausgeht. Dieses lässt die Band immer stärker hinter sich und so entwickeln sich die Stücke des dritten Albums ganz organisch hin zu Kompositionen, ohne dabei auf eingängige Melodien und musikalische Zugänglichkeit zu verzichten. Das Album ist schon beim ersten Hören greifbar, erlaubt aber auch nach mehrmaligem Hören noch überraschende, neue Details zu entdecken.
Vielschichtig, detailreich, und doch schwebend und leicht zugleich – wie frisch gefallener Schnee.
Stilistisch werden die Lieder in verschiedenste musikalische Gewänder gekleidet: Es trifft Elektro auf Kammermusik (Schneckenkönig, Blatt im Wind), auf Rock (Des Kaisers neue Kleider, das große Vielleicht), auf Ballade (Nimm mich mit, wenn du gehst, Seemann ohne Schiff), auf Klassik (La Folia, Planeten). Zusammengehalten und bestimmt wird die Musik dabei durch den Gesang, die Texte und den charakteristischen Klang der Streicher.
Auf seinem Weg erkennt der König schon bald, dass Glück kein äußeres Ziel, sondern ein innerer Zustand ist – und damit vor allem eine Frage der Einstellung. Wenn er also am Ende seiner langen Reise im Weltall ankommt und das letzte Stück des Albums mit Chor, Bläsern und orchestralen Streichern episch ausklingt, wird klar: Schmerz und Freude sind auf einer tieferen Ebene miteinander verwoben und diese Erkenntnis beunruhigt nicht nur, nein, sie macht auch Sinn – und sie tröstet, ungemein.
Das Album markiert eine sehr prägende Zeit im Leben des Sängers.
Als Erinnerung daran (und als tatsächlicher Hinweis für Ärzte, dass die inneren Organe spiegelverkehrt liegen) hat er sich die medizinische Bedeutung des Wortes Schneckenkönig „Situs Inversus“ in seine Haut stechen lassen.
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